Das Eröffnungskonzert zur
Games Convention 2005 am 17.08.2005 im
Gewandhaus Leipzig. Fangen wir mit der Meckerei an:
Durch Programm führte ex-MTVler
Steven Gätjen. Er erfreute das Publikum mit so tollen Dingen wie einer Begrüßung von "Menschen und Fans". Man lasse das mitsamt der Implikationen auf sich wirken. Aus den alten MTV-schnell-schnell-Zeiten scheint auch seine Angewohnheit zu kommen, Applaus durch Ansagen abzuwürgen oder das Auf-die-Bühne-Kommen der Komponisten so schnell durchzuziehen, dass vor Ankunft des Künstlers auf der Bühne (die mussten erstmal aufstehen, nach vorne gehen und durch die Fotografen durch) bereits der nächste Name verlesen wurde.
Die Begrüßung von
Wolfgang Tiefensee, Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, ließ ebenfalls tief blicken: erstmal unterstellte er, dass ein Großteil der Gäste noch nie im Gewandhaus war (Gamer und Kultur? Gott bewahre! Und die Konzerte der letzten zwei Jahre haben wohl auch nicht stattgefunden...), dann forderte er das Publikum auf, die Handys anzulassen, da das zu so einer Veranstaltung ja passt. Hallooo? Sind wir hier im Kindergarten? Auch interessant war der Vergleich von LA und LE: Die "zwei wichtigsten Computermessen" seien die
E3 in Los Angeles und die
GC in Leipzig - das mag hinkommen, wenn man von Computer
spielemessen spricht (CeBit anybody?). Ob die
Tokyo Game Show gar so klein und unbedeutend ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
An dieser Stelle auch gleich ein Tritt in den Hintern des Publikums: Der T-Shirt-Faktor wird langsam unerträglich. Das ist nicht die Messe, zu einem Konzert mit Orchester kann man sich schon mal fein machen. Das macht Spaß.
Das Konzert ist im dritten Jahr deutlich kommerzieller geworden: So kostet das Programmheft jetzt 2 EUR (früher war's gratis) - es ist zwar größer geworden, aber nur optisch. Mehr drinnen stehen tut nicht. Die Konzertkarten sind ebenfalls teurer. Gätjen als Moderator - wozu? Da kann irgendwer vorne stehen und ein paar Töne sagen. Da braucht man keinen Prominenten.
Die Messe rühmt sich damit, dass die Tickets bereits nach 3 Tagen restlos ausverkauft waren - ein Wahnsinnskonzert also, nach eigenen Angaben Vorreiter von Videospielekonzerten in der westlichen Welt und Auslöser für die Konzertreihen in den USA in diesem Jahr (
Dear Friends u.a.). Nun, wie kommt es zum schnellen Ausverkauf? Könnte es daran liegen, dass die Hälfte des Gewandhauses für geladene Gäste reserviert und dementsprechend wenig Karten verkauft werden? Und warum zum Henker bleiben dann über ein Drittel dieser Sitzplatzbereiche während des Konzertes leer? Die Fans stehen draußen ohne Karten und die geladene Promi-Elite bleibt lieber zu Hause. *narf*
Positiv hervorzuheben war der Vortrag von
Dr. Gerhard Florin (General Manager Europe Electronic Arts). Er hat sehr gut die allgemeine Wahrnehmung der Gamer-Szene präsentiert und die Frage gestellt, warum das eigentlich eine Szene ist und kein Allgemeingut. In Deutschland hängt die Kultur an der Stelle hinterher. Er wies mehrfach auf die kommerzielle Bedeutung des Spielemarktes hin, aber das darf man ihm nicht verübeln, weil er einerseits diese Branche in der Rede vertreten hat und andererseits die Games Convention natürlich eine Industriemesse ist, wo es primär um die Branche und um Geld geht.
Kommen wir nun mal zum eigentlichen Konzert:
Technisch wie immer sauber umgesetzt, gutes Orchester und prima Solokünstler. Der Anteil an echten Klassikern (
Donkey Kong,
Chrono Cross,
International Karate,
Dragon Quest - hier ist im Medley leider ein Stück unter den Tisch gefallen,
The Great Giana Sisters) war wie in den letzten Jahren auch leider recht niedrig (diesmal ist mir klar geworden, warum: Es geht um Geld. Wenn $FIRMA $TEURES_SPIEL auf der Messe präsentiert, dann muss das auch im Konzert gespielt werden. Egal, ob es dafür
geeignet ist oder nicht.). Die Umsetzung von
International Karate war nicht unbedingt seichte Kost, aber sehr interessant umgesetzt, die Suite von
Giana Sisters blieb leider hinter den Erwartungen zurück. Da hätte man mehr draus machen können.
Auch diesmal konnte man nach dem Konzert Autogramme der Komponisten (
Chris Hülsbeck,
Rob Hubbard,
Jason Hayes (Blizzard/StarCraft) und
Gustaf Grefberg (aka Lizardking/Demomusic) sowie der Solokünstler und des Dirigenten erhaschen. Leider war Uematsu-san diesmal nicht da. Es gab auch wieder CDs zu kaufen, leider waren die Import-Titel wie gewohnt überteuert (50EUR für eine 3000JPY-CD oder 20EUR für eine 11USD-CD (hier sogar inkl. Versand)).
Insgesamt war das Konzert vom letzten Jahr besser.
Cheb Mami am :
Mitch's Manga Blog am : Spielemusik im Allgemeinen
Mitch's Manga Blog am : Games Convention 2005 - Messe
Mitch's Manga Blog am : Symphonic Legends