Ich habe gerade
Das Parlament als Farce gelesen.
So sehr ich dem Artikel beipflichte, dass es keine Gute Sache™ ist, Gesetze undiskutiert durchzuwinken, bin ich doch der Meinung, dass er nur an der Oberfläche kratzt und das Problem tiefer liegt.
Stellen wir uns doch mal vor, man verfügt wieder, dass die Reden wieder gehalten werden müssen.
<Anekdote>
Damals im Ferienlager...
Wenn hinten nicht rauskommt, was rauskommen soll, erhöht man die Qualitätsvorgaben und kontrolliert mehr. Nun denkt man, dann würden alle besser arbeiten. Stattdessen fließt aber einfach mehr Arbeit in das Ausfüllen bzw. Umgehen von Qualitätsreports. Legitime(!) Abweichungen von der Norm verbrauchen Unmengen von Energie, sie als solche bekanntzumachen und zu verfolgen.
Ich betrachte Dinge gerne grenzwertig (so ähnlich
wie hier): Nur bei perfekter Qualitätskontrolle kann man sich nicht mehr drumherummogeln, dann bleibt aber auch neben dem Ausfüllen von Reports auch keine Zeit mehr für eigentliche Arbeit.
Das einzige, wodurch sich die Arbeitsleistung verbessern lässt, ist bessere Arbeit.
Da muss man persönlich hinterstehen, das geht nicht mit Qualitätsvorgaben.
So jedenfalls meine Meinung!
</Anekdote>
Aber zurück zum Text.
Wenn die Redner gezwungen werden, die Reden zu halten, ist trotzdem nachts keiner da, der ihnen zuhört oder mit ihnen diskutiert.
Wenn die Redner dazu gezwungen werden, mit jemandem zu diskutieren, dann zieht man tagsüber Streichhölzer, wer abends da sitzen muss und zu jedem Beitrag einmal laut "dagegen!" sagt.
Wenn man andere Vorgaben macht, dann fällt jemand anderem was schlaues ein, wie man die umgeht.
Und wenn wirklich mal was anliegt, was nicht diskutiert werden muss, muss man Regeln umgehen, um das dann so tun zu können.
Ich vermute einfach mal, dass das "zu Protokoll" tatsächlich eine Effizienzsteigerung darstellt. Vorher hat bei den meisten Themen, die jetzt so abgeschoben werden, auch niemand ernsthaft diskutiert.
Das Problem ist also tatsächlich viel schlimmer und liegt tiefer - es interessiert sich einfach niemand wirklich für die Sachen.
Nur da kann man ansetzen, das ganze zu heilen.
Aber wie man das konkret macht, weiß ich leider auch nicht.
Zum Thema "50€ Strafe für Leute, die nicht zur Wahl gehen" fand ich den Vorschlag "Abgeordnete bekommen nur noch so viel Prozent ihrer Diäten ausgezahlt, wie die Wahlbeteiligung betrug" ganz nett. Das wirkt vielleicht dem bei den Parteien zu beobachtenden Radiosender-Problem (je mehr Sender es gibt, um so mehr spielen alle das gleiche) entgegen und es bilden sich mal wieder gegensätzliche Standpunkte heraus, so dass man bei der Wahl auch eine Wahl hat. Und mit unterschiedlichen Parteiprogrammen diskutiert man vielleicht auch wieder über Gesetze vor ihrer Verabschiedung.