Kalt war's. Verdammt kalt. Alle im Wahlraum (die Aula der Schule gegenüber) haben das als Minuspunkt ins Protokoll geschrieben. Fast jeder saß eingemummelt in seine Jacke da. Und wer mich kennt (Ganzjahreskurzärmeltrager), der weiß, dass ich selten von "kalt" rede. Und ich habe einen Pullover ausgepackt!
Ansonsten war's recht öde. Aufgrund der wahnsinnigen Wahlbeteiligung (irgendwas um die 40%) und unseres kleinen Wahlkreises war nicht wirklich viel zu tun. 241 Stimmabgaben in 10 Stunden, das sind ca. alle zweieinhalb Minuten ein Leut. Wobei am Nachmittag (meine Schicht) wohl doppelt so viel los war wie am Vormittag. Die Zeit ging rum, aber los war halt nicht viel. Kenn ich ja von THW-Übungen, wenn man rumsitzt, statt richtig was zu tun.
Großer Vorteil der kleinen Beteiligung: Das Auszählen ging entsprechend schnell - 7 Leute gegen 241 Zettel, das geht fix. Und gepasst hat auch alles. Um 18:30h stand das vorläufige Ergebnis, dann noch Zettelkrams und um 18:42h ging's nach Hause. Die anderen beiden Wahlbezirke waren da noch am zählen - die waren aber auch deutlich besser besucht als wir.
Da wir zu viert waren, mussten wir uns irgendwie verteilen. Meine Primäraufgabe war es, zu sagen, dass man den Stimmzettel noch einmal extra falten muss (was manche Leute dann doch überfordert hat...). Unsere Wahlurne hatte nämlich einen kleineren Schlitz als die Wahlurnen der anderen in unserem Raum! (Fürs Protokoll: Ich habe dabei durchaus öfter die grammatikalisch nicht korrekte Form "das ist so weil der Zettel ist so riesig" benutzt.) Außerdem habe ich, jeweils nach Abnicken durch den Schriftführer, die Pappe von der Wahlurne entfernt, so dass ein ausgefüllter Stimmzettel eingeworfen werden konnte.
Und ganz manchmal kam jemand, der seinen Wahlbezirk nicht wusste, dann durfte ich das Straßenregister bedienen (aufblättern, Straße suchen, Zahl sagen)!
Bemerkenswertes? Eigentlich nichts. Ein Begleitkind auf einem Rutscherauto, eins auf dem Roller, mehrere Leute auf Rollerblades, ein Herr kam sogar mit dem Fahrrad bis in den Wahlraum, außerdem mehrere Hunde. Eine Frau, die lachend anmerkte, dass der 94,5cm lange Wahlzettel größer sei als ihr Kind, das sie an der Hand hatte.
Es gibt schon
vorläufige Ergebnisse - ich war Bezirk 235 und die Zahlen da sind die, die wir aufgeschrieben haben. Das System funktioniert also!
Generell ist der Wahlvorgang gleichzeitig einfach, durchschaubar und doch sicher. Erstmal haben wir geguckt, ob die Leute im richtigen Wahlbezirk sind, dann haben sie ihren Stimmzettel bekommen und erst nach Prüfung und Abhaken im Wahlregister durften sie ihn in die Urne einwerfen. Da wählt keiner doppelt und da wählt auch keiner, der nicht wählen darf. Auch das Auszählen war einfach durchführbar, verständlich und nachvollziehbar - trotz der 31 möglichen Parteien.
(Ich kann mir jetzt nicht verkneifen, dass das bei Wahlcomputereinsatz natürlich alles wegfiele!)
Nachgedanke: Warum weisen "den Gang rauf" und "den Gang runter" eigentlich in die gleiche Richtung?