Jazzclub von Helge Schneider
Ich habe zwar technisch wenig Ahnung von Filmen im allgemeinen, aber in Jazzclub sind mir bestimmte Dinge einfach ins Auge gesprungen. Vermutlich klingt das jetzt wie Deutsch- oder Kunstunterricht. Aber was soll's.
Besonders ins aufgefallen sind mir Schnitt und Kameraführung: Nicht so hektisch wie heute üblich, dafür längere, ruhige Einstellungen, wenig Schwenks. Spielereien mit der fest installierten Kamera: Helge, in der Straßenbahn, zwischendurch steht er so, dass sein Kopf halb aus dem Bild ragt. Besonders beeindruckt hat mich eine minutenlange Einstellung von Helge beim Klavierspielen. Man sieht nur seinen Kopf von vorne, den er manchmal schüttelt. In seiner Sonnenbrille spiegelt sich die Klaviatur und man sieht ihn spielen. Boah!
Dazu kommt eine interessante Farbwahl: Die Szenen sind fast durchgängig dezent bunt gehalten. Keine poppigen Farben, aber auch nichts einheitliches. Warme Beleuchtung kombiniert mit farbigen Akzenten wie z.B. einem blauen Hemd oder gelb-roten Plastikkisten, die in der Ecke liegen.
Die Dialoge sind zwar inhaltlich nicht sehr tiefschürfend, aber auch nicht so oberflächlich, wie sie scheinen. Es versteckt sich immer wieder der Helge-typische Witz, so dass man schon gut zuhören sollte. ("Ich trinke keinen Tee. Ich bin Atheist.").
Die Story entspricht einer typischen Kurzgeschichte: Es gibt einen Einblick in das Leben des erfolglosen Jazzmusikers Teddy, der zwischen mehrere Nebenjobs hat, um seiner Liebe zur Musik nachgehen zu können. Seine Frau kommt dabei zu kurz. Teddy ist eher erfolglos, aber trotzdem optimistisch. Eine richtige Handlung gibt es nicht, es ist mehr eine Momentaufnahme von typischen Situationen und Teilen seines Tagesablaufes. Wie es sich für eine Kurzgeschichte gehört, steht am Ende ein Bruch bzw. eine Weiterentwicklung des Charakters an.
Genau dieser Bruch gefällt mir dann weniger. Sowohl der Professor als auch (Spoiler!) das Ufo (Spoilerende) wirken arg gekünstelt und irgendwie deplatziert in der bisher gezeigten Welt.
Ich denke, der Film könnte Kunststudenten und angehenden Filmemachern als Studienobjekt dienen oder im Schulunterricht seziert werden. Vielleicht habe ich mir das aber alles auch nur eingebildet und eine Menge pseudowissenschaftlichen Humbug geschrieben. Egal. Was bleibt, ist ein Film, der Helge-Fans auf jeden Fall gefallen dürfte. Das Ende hat mir nicht zugesagt, es driftet in den komischen, wilden Helge-Humor ab, der nicht zum Rest des Films passen will. Ohne dieses Ende würde er vermutlich auch "normalen" Leuten besser in Erinnerung bleiben.
Auf jeden Fall haben wir viel gelacht. Und wir müssen die Boni auf der DVD noch durchgucken, da verstecken sich noch viele Szenen, die es nicht in den fertigen Film geschafft haben.