Bloggen ohne bewegliche Teile
Onli schreibt davon, wie sein perfektes Blogsystem aussehen würde und liebäugelt mit einem statischen Blog, das ohne dynamische Webseiten auskommt. Eigentlich wollte ich ihm in seinem Blog antworten, aber jetzt ziehe ich die IndieWeb-Karte und veröffentliche meine Antwort hier (und er kriegt nur ein Trackback). Dann ist hier wenigstens mal wieder was los ;-)
Ein statisch generiertes Blog, da habe ich auch schon öfter drüber nachgedacht: Einfach das HTML aus Emacs Orgmode generieren lassen, ein wenig Templating drumherum, Archivseiten per Shellskript generieren und alles mit CSS anmalen. Kein PHP mehr nötig, nur noch statische Webseiten ausliefern. Das ganze Blog in einem git-Repository verwalten, dann kann auch die Datenbank weg. Es gibt „da draußen“ einige, die Orgmode als Blogplattform verwenden. Mein Blog besteht zu 99% Text, warum also nicht alles komplett im „Texteditor“ verwalten?
Der Weg wäre nicht weit, da ich seit 2017 meine Blogartikel sowieso schon in Orgmode schreibe und von dort aus nach s9y (das ist Serendipity, die hier verwendete Blogsoftware) exportiere: per ox-s9y und Zwischenablage – den Umweg könnte ich mir dann sparen. Die älteren Artikel könnte ich schlimmstenfalls einfach 1:1 weiterverwenden: HTML nach Orgmode zu importieren, nur um es dann wieder als HTML zu exportieren kann man machen, muss man aber nicht ;-) Ich könnte einfach das vorhandene HTML alter Blogeinträge weiterverwenden, die schreibe ich ja nicht mehr um. Nur an der Einbindung von Bildern in den Artikeln müsste ich wohl Hand anlegen.[1]
Die verbleibende Dynamik würde in den Kommentaren stecken. Die könnte ich mir schlimmstenfalls per E-Mail schicken lassen und von dort aus manuell ins git übernehmen – so viele sind das ja nicht. Den Spam kriege ich so auch einfach im Mailprogramm aussortiert.
Das Vorhaben geistert mir schon länger im Kopf herum, aber so wenig wie ich aktuell blogge, ist das alles total unnötig und vergebene Liebesmüh. Es wäre ein reines „ich mache das aus Spaß am Programmieren“-Projekt (was ja aber durchaus auch erlaubt ist), notwendig ist es auf keinen Fall…
Insofern kann ich mich Onlis Fazit anschließen:
Auch hier tut s9y aktuell mehr als gut genug, es gibt keinen Druck, da
was zu ändern.
Träumen kann man ja aber.
mitch
onli am um :
Statt auf Emails zurückzugreifen würde ich eines der freien externen Kommentarsysteme anschauen, wie https://github.com/posativ/isso. Dann gibt es zwar wieder etwas dynamisches im System, aber etwas sehr fokussiertes.
Bilder einbinden ist mir sehr wichtig. Ich erfreue mich daran vor allem bei meinen eigenen Blogartikeln ;) Es hat aber lange gedauert, bis ich dafür auf die Mediendatenbank von s9y zurückgegriffen habe - da war ich von picasa beeinflusst, das ging damals ziemlich gut. Es dürfte ähnliche externe Lösungen geben, die in deinen Flow passen würden.
Ich benutze Orgmode (und Emacs) nicht, ox-s9y klingt aber total klasse. Schön, solche Integrationen für Serendipity zu sehen.
mitch am um :
Bilder kann ich direkt auf den Server packen (sie erst im Browser in irgendeine Webanwendung zu importieren, wäre ein unnötiger Schritt) und muss sie nur irgendwie verlinken. Da könnte ich ox-s9y dann auch das HTML mit dem img-Tag erstellen lassen. Ein Thumbnail mit einem Shellskript zu erzeugen ist auch nicht wild.
isso sieht nett aus, ist mir schon wieder eine Spur zu groß: Da muss ich mich einarbeiten, doch wieder eine Datenbank benutzen und außerdem braucht das JavaScript ;-) Bis auf die Live-Vorschau in der s9y-Suche kommt das Blog hier glaube ich aktuell komplett ohne JavaScript aus – ich hab’s gerne wirklich sehr rustikal.
Von der Funktionalität her gesehen würde es vollkommen ausreichen, einen abgesendeten Kommentar per POST an ein CGI-Skript zu schicken, das den Kommentar dann in eine Textdatei schreibt. Da müsste dann noch ein Spamfilter drüberlaufen und mich ggf. informieren, wenn etwas „unsure“ einsortiert wurde. Da die Information dann per E-Mail kommen würde, war mein Gedanke, mir gleich alle Kommentare per E-Mail schicken zu lassen, da ist dann automatisch ein Spamfilter im Spiel.
Und ich meine das mit dem „alles selberbauen“ ernst: thh hatte neulich einen Artikel „Procmail will man nicht benutzen“ verlinkt und weil ich zu faul war, mir die Konfiguration von der empfohlenen Python-Alternative durchzulesen, habe ich mir kurzerhand ein eigenes frei konfigurierbares Shellskript zum Mail-Einsortieren geschrieben. Wenn ich Zeit finde, daran noch etwas zu feilen, wird das Ding veröffentlicht.
Eigenes Skript schreiben ≫ Anleitung anderer Leute lesen :-D
onli am um :
Ich finde es aber durchaus interessant, dass meine, deine und auch die von artodeto als Kommentar in meinem Blog formulierten Anforderungen ziemlich unähnlich sind. Um sowas unter einen Hut zu bringen braucht es wahrscheinlich wirklich ein dynamisches System wie s9y, wobei dynamisches Backend das dann ein statisches Frontend generiert von der Benutzung her keinen Unterschied machen würde. Vielleicht wäre das sogar ein realistischer Ansatzpunkt: S9y mit statischer Seitengenerierung für die Frontendseiten. Da gab es früher sogar schon Versuche, die im Code herumlagen.
-thh hat natürlich recht, das sind viele Seiten. Aber mit stabiler Archivseitennummerierung propagieren Änderungen nicht weit. Müsste nicht zu lahm sein.
mitch am um :
(Der Code wurde trotzdem reflexmäßig auf GitHub landen, aber ohne den Antritt, andere als meine eigenen Anforderungen abzudecken.)
-thh am um :
Zudem lässt sich zwar ansonsten vieles vorgenerieren, aber um dieselbe Flexibilität zu haben wie bei dynamisch generierten Seiten ist der Aufwand schon recht groß (man denke nur an das Archiv nach Monaten, nach Kategorien, nach Tags und Kombinationen davon). Da ist eine Menge Seiten vorzugenerieren und nach jeder Änderung zu regenerieren. Hängt natürlich alles ein bißchen davon ab, wie intensiv man das nutzt, das ist wahr.
mitch am um :
Bezüglich das Archivs hast Du Recht: Ich habe bisher nur an das zeitliche Archiv gedacht, aber da rechts habe ich ja noch mein catreegory-Plugin, das muss ich auch abbilden. Das ist eine endliche Menge, aber wenn man dann jeweils noch Paging dazudenkt und das auch alles vorberechnet, dann wird es schon mehr. Wobei Plattenplatz billig ist und ein Skript keinen Lohn bekommt…
Zum Glück gibt es aktuell keine Kombination aus „die Jahre 2011 und 2012, aber nur folgende drei Kategorien“ – da hätte ich die Nutzungshäufigkeit in Zweifel gezogen und die User-Story abgesägt.