Da wir nicht so viel mit Kirche am Hut haben, aber trotzdem Lust
auf Kuchen, Kaffee
und Kaltgetränke
hatten, haben wir am letzten Wochenende eine Taufersatzfeier
für unsere Tochter veranstaltet und ganz nebenbei noch die neue
Terrasse eingeweiht. Und das Wetter war soooo gut!
Statt Religion gab es dabei Wissenschaft: Ich hatte ein paar
Experimente vorbereitet und dafür sogar schon vor einiger Zeit über
einen Kollegen eine alte Mikrowelle organisiert (danke, David!). Die
Themen habe ich mir aus verschiedenen Podcasts, Blogs und per Google
zusammengesucht:
Faszinierenderweise hat jedes Experiment mit Schwingungen zu tun
und die einzige Formel, die drankommt, kommt gleich dreimal dran. Ich
erkläre mir das damit, dass die gesamte Physik eigentlich nur
Schwingungen beschreibt, von kleinsten atomphysikalischen Effekten bis
hinauf ins Makroskopische, wenn Schwarze Löcher Gravitationswellen
lostreten ;-)
An dieser Stelle Lob ans Publikum, die hatten es nämlich drauf:
Vorab-Fragen wie „warum könnte das so sein“ wurden meist direkt
richtig beantwortet, Unbekanntes sinnvoll eingegrenzt („wenn da zwei
Gläser stehen und wir eines nicht anfassen dürfen, müssen wir wohl an
das andere ran“) und selbst der Vortragende abgefragt („Und wie heißt
diese Streuung?“ - zum Glück hatte ich das vorher recherchiert).
Gemäß der alten Schulweisheit
Chemie ist das, was knallt und stinkt;
Physik ist das, was nie gelingt
waren die einzelnen Experimente leider nicht immer erfolgreich:
- Rayleigh-Streuung
- Der Effekt war etwas mickrig, was
vermutlich auch an dem winzigen Weizenglas lag (0,3l). Hätte ich
besser vorbereiten müssen: Ein 0,5l-Glas hätte ich irgendwoher
bekommen und auch das Milch-Mischungsverhältnis war bestimmt
optimierungsbedürftig.
- Cappuccino-Töne
- Mit unserem Café Crema aus der Senseo hat
das nicht wirklich funktioniert :-( Dabei meine ich mich erinnern zu
können, das auch schon mal zu Hause erfolgreich gemacht zu
haben. Damals im Krankenhaus mit dem echten Cappuccino hat das
großartig funktioniert.
- Weinglas-Resonanz
- Das hatte ich letztes Jahr schon mal
erfolgreich getestet, aber der Teufel steckt im Detail: Wie ich jetzt
festgestellt habe, gibt es unter unseren Weingläsern nur ein
Paar, das die gleiche Eigenfrequenz aufweist. Zum Glück war das
schnell gefunden.
- Überschall im Spülbecken
- Erfolgreich - da kann aber auch
nichts schiefgehen, glaube ich. Nur der Machkegel war etwas schlecht
zu sehen, vielleicht nächstes Mal wirklich eine Nadel oder etwas
anderes spitzes nehmen…
- In-Ear-Löffelglocke
- Hat auch geklappt! Das lag vermutlich
an der perfekten Vorbereitung: Ich hatte am Vortag schon zwei Löffel
mit Geschenkband verknotet und ausprobiert.
- Lichtgeschwindigkeit messen
- Huch, so ein Glas Fluff ist
schnell leer! Die Hotspots waren bereits nach kurzer Zeit (gaaaanz
ängstlich herangetastet) hervorragend zu erkennen (nicht mal
verschmort, nur „aufgegangen“). Allerdings hat unsere Messung 9cm
Abstand ergeben, was dann zu einer um 30% zu großen
Lichtgeschwindigkeit führt. Ich bilde mir ein, bei den Vorbereitungen
irgendwo im Internet schon mal über diese Fehlergrößenordnung
gestolpert zu sein. Andererseits
hat Florian
mit seiner Schokoladentafel-Messung fast eine Punktlandung geschafft,
da war nichts mit 30% Abweichung.
Was mir bei dem Experiment noch unklar ist, ist die Raumgeometrie: Das
Magnetron müsste doch eher als punktförmige Quelle angesehen werden,
dann müssen wir den Abstand der Hotspots doch auf einer Kugelschale
und nicht flach auf einem Stück Pappe messen, oder? Mal durchrechnen,
ob dann die 30% verschwinden ;-)
- Plasma in der Mikrowelle
- Da ich (unbegründete?) Angst um
die Mikrowelle hatte, wollte ich das vorher nicht testen. Es hat
leider nur für ein paar kurze „Puff“ gereicht, ein dauerhafter schöner
Plasmaball ist leider nicht entstanden :-(
Vielleicht hilft es, die Anleitung zur Mikrowelle zu googeln: Wir standen zu zweit verwirrt von dem Gerät und waren uns nicht sicher, wie man den einfachen Wunsch „volle Power, bis ich Stopp drücke“ formuliert.
Alles in allem hat es aber Spaß gemacht und das eine oder andere
kann man bestimmt nochmal irgendwo wiederholen. Und die Mikrowelle
steht hier noch, da kann ich auch nochmal ran irgendwann.