Da ich halbwegs regelmäßig amerikanische Krimi-, Polizei- und ähnliche Serien gucke (NCIS, Castle etc.), ist dieser Artikel über die Recherche von registrierten Waffenbenutzern in den USA nicht nur außerordentlich lang, sondern auch interessant. Spoiler: Die müssen alles von Hand machen. Der Wahnsinn.
Was mich an dem Artikel aber noch mehr erschreckt, versteckt sich im letzten Drittel: Ich habe schon öfter von Mathematik-Muffelei und umgreifendem „schlau ist doch doof“ gehört, das aber noch nie so deutlich mitbekommen wie hier. Als der Leiter der Behörde stolz erzählt, wie er in den letzten Jahren durch Warteschlangenoptimierung den Durchsatz bei seinen Recherchen signifikant erhöht hat, wird das im Interview sinngemäß als „bla bla… schnarch… irgendwas mit Mathe“ notiert.
Es ist eine Sache, wenn der Autor da tatsächlich nicht mitgekommen ist, weil die Materie schlimm ist. Dann kann er nochmal nachfragen oder bestenfalls nach dem Interview etwas recherchieren und sich das erklären lassen. Aber mit Unverständnis und Desinteresse in dem Artikel explizit zu kokettieren ist nicht nur mehr als unhöflich, sondern trägt auch aktiv zur Verdummung der Leser bei: „Ich kapier das nicht, ihr werdet das auch nicht kapieren und das ist gut so!“ Hierzulande hätte ich in so einem Artikel gar einen kleinen Kasten über Warteschlangentheorie erwartet; völlig oberflächlich, aber mit einem verständlichen, minimalen Beispiel – bitte sagt mir, dass es sowas noch gibt.
Nach der nächsten dicken weltweiten Katastrophe sehe ich eine zukünftige Gesellschaftsform vor mir, in der die Reste der Menschheit in kleinen Stammesgruppen zusammenleben und sich nicht wie früher um einen Schamanen scharren, der mit den Geistern reden kann, sondern um einen einzelnen verbleibenden Intellektuellen, der Lesen, Schreiben und Rechnen kann. Vielleicht kann er sowas wie einen Kalender führen und Jahreszeiten erkennen und Tipps für die Bauern geben, wann und wie sie ihre Felder zu bestellen haben. Hmm, das klingt jetzt doch verdammt nach den alten Schamanen von früher.
Szlauszaf am : Szlauszaf via Twitter