Conway’s Game of Life kenne ich so grob schon seit knapp 30 Jahren, wir hatten das damals auf dem
Schneider CPC (über den ich auch eigentlich nochmal bloggen müsste…). Das ganze ist schwer zu rekonstruieren (erschreckend, was alles
nicht im Internet zu finden ist), aber ich tippe auf ein Listing im Magazin
PC Schneider International irgendwann 1987 (Quelle: Kapitel 4 im
GeZa-Anleitungs-PDF, das kommt am besten hin. Der dort erwähnte
Stephen Wolfram ist vermutlich der Gründer von
Wolfram Research (
siehe auch).).
Damals war das ganz lustig: Man hat wild Zellen gesetzt und geguckt, wie die Population „explodiert“ und sich danach entweder (bi-)statisch stabilisiert oder alles abstirbt. Mit etwas Glück kommt zufällig ein einfacher
Gleiter raus, die konnte ich dann auch selber bauen. Prägnant waren auf jeden Fall die
Windmühlen.
In der zugehörigen Zeitung waren glaube ich noch ein paar weitere Konstrukte erklärt, ich erinnere mich grob an einen
Mähdrescher (oder war es eine Heuballenmaschine?), der entweder 2×2 Blöcke aufgefressen oder erzeugt hat. Mehr war damals nicht los, vermutlich weil ich zu klein war, um die Tiefen des Begleitartikels in der Zeitung zu verstehen (wenn der denn überhaupt Tiefen hatte).
Jahre später auf dem
Atari ST hatten wir auch ein
Game of Life, Hauptmerkmale waren: höhere Auflösung und trotzdem schneller. An sowas wie Laden und Speichern von Populationen kann ich mich aber auch da nicht erinnern.
Vor zwei oder drei Jahren habe ich irgendwo ein Interview (und/oder
diese Videos) mit Herrn Conway gelesen, das war interessant. Da ist mir dann das erste Mal aufgegangen, dass dieser bunte Blinkespaß eigentlich Mathematik ist und man sich da durchaus ernsthaft mit beschäftigen kann. Irgendwo schnappte ich auch das Wort
Gleiterkanone auf – fortgeschrittener Kram, der aber eigentlich selbsterklärend ist: Das ist ein Gebilde, das laufend Gleiter produziert.
Jetzt wurde mir vorgestern der Artikel
New Spaceship Speed in Conway’s Game of Life zugespielt. Ich habe einige der Links angeklickt und habe mich danach eine Stunde im
LifeWiki rumgetrieben. Mind == blown!
Das ist ja nicht nur „irgendwie Mathematik“, das hat gefühlt die Größe eines
eigenen Forschungszweiges angenommen. Alleine aus der
Raumschiff-Übersicht kann man sich in diverse tiefergehende Themen durchklicken, insbesondere das Thema
Bewegungsgeschwindigkeit scheint sehr wichtig zu sein. Beeindruckend ist auch
Gemini, insbesondere die beiden Videos. Das ganze Gebilde ist 4217807×4220191 Zellen groß und es kann sich selbst kopieren und dabei bewegen. Krass! Ich denke mal, dass die Information bzw. der Bauplan in den umherfliegenden Gleitern kodiert ist.
Ich bin mir ziemlich sicher, das solch große Objekte gezielt mit Computerprogrammen gesucht bzw. konstruiert werden. Diese Theorie stützt auch dieser Artikel über
Herschel. Ich verstehe da hauptsächlich Bahnhof, aber es geht wohl tatsächlich darum, kleine Einzelteile zu finden, die bestimmte Aufgaben lösen (z.B. einen Gleiter in eine bestimmte Richtung abzulenken), um daraus dann größere „Maschinen“ zu bauen.
Das wiederum kann ich verstehen, nachvollziehen und mache es auch laufend: Das ist das gleiche wie in der Computerei. Wenn ich heute ein Perl-Skript zusammenkloppe, dann bediene ich mich Perl-Befehlen, die wiederum C-Funktionen aufrufen, die letztendlich Maschinensprache sind, die dann irgendwie auf dem Prozessor nochmal zerlegt werden, bis es dann runter zu Elektronen geht. Da haben auch andere die Grundlagenarbeit geschaffen, so dass ich jetzt ganz abstrakt viel weiter oben programmieren kann. Ist mit dem
Gemini vermutlich das gleiche. (Und dann kommt einer und baut aus mehreren
Geminis eine größere Maschine. Was das an Platz frisst!)
Dass das ganze
Turing-komplett ist, wundert mich überhaupt nicht mehr. Und von den philosophischen Implikationen, was alles aus so einem minimalen Regelwerk erwächst, lasse ich mal lieber die Finger.
Wieder ein Eintrag auf der Liste
Interessante Dinge, für die ich keine Zeit habe. Toll!